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Ausgangspunkt für DIE MENSCHENLIEBE war die Frustration über eine binäre Struktur: behindert oder eben nicht. So wenig sich zwar die Charakteristik eines Computer Codes oder eines Schwarz-Weiß-Schemata auf eine Gesellschaft projizieren lässt, so sehr verstrickt sich jene aber in Kategorisierungswut. Ein weiteres Interessenfeld lag für mich in der Frage nach Selbstbestimmung und Eigenständigkeit, welche sich im Bereich der Sexualität passend stellen ließ. Inspiriert durch Begebenheiten im Leben meiner Schwester und basierend auf eigenen Erlebnissen, wurde die Narration ein Mosaik aus realen Begebenheiten des sozialen Raums behinderter Menschen. Im Prozess des Schreibens haben mich Sven Normanns und Joachim Neumanns biografische Umstände geprägt und den Film in seine jetzige Form gebracht. Dabei sollten sich ihre Geschichten weder ergänzen noch gegenüberstellen. Vielmehr sollten die beiden Teile unterschiedliche Auffassungen von Realität und Utopie reflektieren.

Ein Paradoxon, dem ich mich stellen musste, war die Frage wie man einen Film über Paternalismus und zur gleichen Zeit nicht einen Film über ‚die Anderen’ macht. Die Form sollte sich dementsprechend nicht einem Klassifizierungscluster unterordnen, sondern sich frei von solch einer Systematik machen. Ich wollte eine Seherfahrung, die den Modus der Defizits-Ansicht sprengt, ein Film, der mit Mitteln des dokumentarischen ebenso wie mit Inszenierung und Animation arbeitet – Menschen im Rollstuhl, die nicht nur weniger können, sondern mehr.

Die Verweigerung einer klaren filmischen Kategorie spiegelt die Policy des Films wieder: das eine sind Menschen, das andere ist Kino. Mehr Einteilung braucht es nicht.

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